Der Wiesenbacher Ziegelofen

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Der Wiesenbacher Ziegelofen ist ein sogenannter offener, einschüriger („altdeutscher“) Kammerofen. Diese Ofenart entstand zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wurde aber auch noch Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut – der Wiesenbacher Ofen entstand in der Zeit um 1800.

In diesem Ofen – einem von dreien im Ort – wurden vier Monate pro Jahr im Nebenerwerb Mauerziegel und Dachziegel („Biberschwänze“) hergestellt.

Vier feste Umfassungsmauern umgeben die gemauerte Feuerung des Ofens. In der zur Straße hin gelegenen Längsseite ist eine Öffnung, durch die die rohen Ziegel herein bzw. die gebrannten Ziegel herausgebracht wurden. Die Feueröffnung befindet sich innerhalb der Ziegelhütte. Gebaut wurde der Ofen aus dem für unsere Region typischen Buntsandstein. Der Innenraum wurde mit Backsteinen als Feuerfestmaterial ausgemauert und ist mit Lehmmörtel ausgestrichen.

Der Ofen hat ein Gesamtfassungsvermögen von ca. 5700 Mauerziegeln bzw. 8600 Biberschwanzziegeln.


    
Brennzyklus und Ofenleistung

Um im Wiesenbacher Ziegelofen eine Charge Ziegel zu brennen, mußte der Ziegler mit seinen Helfern acht Tage lang arbeiten.

Am ersten Tag wurden die „Formlinge“ – die getrockneten Ziegel – in den Ofen eingesetzt.
Für das Anwärmen und „Schmauchen“, d.h. das Aufheizen des Ofens, benötigte der Ziegler weitere zwei Tage, ebenso für das Mittel- und Vollfeuer.
Nochmals zwei Tage vergingen, bis der Ofen nach dem Brand der Ziegel wieder abgekühlt war, und einen weiteren Tag brauchte der Ziegler, bis er die gebrannten Produkte wieder aus dem Ofen heraushatte.

Da der Wiesenbacher Ziegelofen nur maximal vier Monate im Jahr in Betrieb war, konnten bei einem Brennzyklus von acht Tagen maximal 15 Brände pro Jahr durchgeführt werden. So wurden hier pro Jahr insgesamt höchstens
85 000 Mauerziegel oder 129 000 Biberschwanzziegel gebrannt.

Ofenbetrieb und Holzverbrauch

Zum Brennen wurden die Ziegel im Ofen aufgeschichtet. Wichtig war dabei, daß zwischen den einzelnen Ziegeln genug Luft blieb, damit die Hitze von allen Seiten an die Steine herankam bzw. die Verbrennungsluft entwichen konnte. Wenn der Ofen bis zum Rand gefüllt war, wurde die seitliche Tür mit Backsteinen, die mit Mörtel verschmiert wurden, verschlossen.

Zunächst wurde der Ofen langsam erhitzt (der Vorgang des sogenannten „Schmauchens“), damit das in den Ziegeln noch enthaltene Wasser entweichen konnte. Erst dann dichtete man den Ofen, der bis dahin oben offen geblieben war, durch eine Schicht aus Erde oder Sand ab. Dann wurde das Mittel- oder Vollfeuer in Gang gesetzt, bis die erforderliche Brenntemperatur von 950–1000 °C erreicht wurde.
Nun wurde zum Abkühlen wieder die obere Abdeckung entfernt.

Für einen solchen Brennvorgang im Wiesenbacher Ofen wurden nach den Angaben eines Sachverständigen fast 6000 kg Scheitholz sowie fast 1500 kg Reisig verbraucht.

   

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© 2000 Peter Wanner M.A.